Bayern

Projektregion Bayern

Die Großstadt München und das naheliegende Holzkirchen bilden die Projektregion Bayern. Viel Verkehr und eine dichte Besiedlung machen den Großraum München aus. Das stellt besondere Herausforderungen an den Mobilitätsbereich. Nachhaltige Mobilität bietet hier eine Lösung für die immer größer werdende Flächenknappheit.

Projektregion Bayern

Die Projektregion Bayern zeichnet sich durch eine hohe Einwohnerzahl aus. Die Einwohner*innen sind ungleich über die Fläche verteilt. In den beiden Metropolregionen München und Nürnberg und weiteren urbanen Zentren entsteht durch den starken Zuzug ein hoher Siedlungsdruck. Andere Landesteile haben dagegen mit starker Abwanderung zu kämpfen.

Die urbanen Zentren leiden stark unter dem immer weiter steigenden Verkehrsaufkommen, wohingegen ländliche Gebiete immer mehr abgehängt werden. Gerade die schlechte Anbindung dort durch den ÖPNV fördert die Notwendigkeit eines privaten Pkws. Dabei fordert die bayerische Verfassung eine Angleichung der Lebensverhältnisse und eine Gleichbehandlung von Stadt und Land.

Ländliche Gebiete müssen oft auswärtigen Verkehr verkraften, besonders wenn es sich um landschaftlich attraktive Gegenden mit hohem Erholungs- und Freizeitwert handelt (z.B. die beiden Nationalparks Berchtesgaden und Bayrischer Wald oder das Seengebiet südlich von München). Bayern ist gerade zu Ferienzeiten ein Transitgebiet auf der Achse zwischen Nord- und Südeuropa und zeitweise vom Urlaubsverkehr stark beeinflusst.

Die Metropolregion München ist geprägt durch einen starken Zuzug. Für den ländlichen Teil dieser Region ergeben sich dadurch starke Herausforderungen, die dafür notwendige und ausreichend leistungsfähige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, gekoppelt mit den auch hier stark steigenden Grundstücks- und Mietpreisen.


Landeshauptstadt München

In der Landeshauptstadt München, mit einem angespannten Wohnungsmarkt, werden Themen wie autoreduziertes Wohnen in den Hintergrund von Überlegungen der Wohnungsraum-Suchenden gedrängt. Wichtig ist für viele Menschen zunächst einmal überhaupt bezahlbaren Wohnraum zu finden. Weitere, klimarelevante, Überlegungen werden oft zweitrangig behandelt.

Eine starke Zuwanderungstendenz nach München bedingt auch ein sehr hohes allgemeines Preisniveau. Dazu kommt ein hohes Verkehrsaufkommen durch Pendelverkehr aus dem (noch etwas günstigeren) Umland. Aber auch im Speckgürtel Münchens wird das Wohnen immer teurer und die Verkehrssituation immer prekärer. Das Abstellen von Autos im öffentlichen Raum ist im Vergleich zu den Wohnkosten sehr günstig.

Erfreulich im Sinne einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV), vor allem des ruhenden Verkehrs, ist die starke Entwicklung im Bereich von solidarisch orientierten Akteuren am Wohnungsmarkt, wie Wohnbaugenossenschaften, Mitbauzentralen (für Baugemeinschaften) oder Wohnsyndikaten. Diese Akteure haben sehr oft die Verbindung von Wohnen und Mobilität schon in ihren Überlegungen und Planungen hin zu Mensch-orientiertem Wohnen und Leben. Dies spiegelt sich auch bei der Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV), vor allem des ruhenden Verkehrs im Quartier, wider. Hier helfen auch die weitreichenden Reduzierungsmöglichkeiten im Verhältnis Wohnung zu Stellplatz, welche die Stellplatzsatzung Münchens zulässt, wenn man alternative Mobilität in Form eines Mobilitätskonzepts nachweist.

Städtische Nachverdichtung schafft zwar mehr Wohnraum, aber keine neuen Stellflächen für Autos. Diese Problematik wird in den nächsten Jahren verstärkt auf die Stadtplanung und die politischen Entscheider*innen zukommen. Rechtliche Vorgaben in städtischen Satzungen geben einen relativ großen Spielraum für autoreduziertes Wohnen, welchen es zu nutzen gilt.

Grundsätzlich möchte das »Bundesweite Netzwerk Wohnen und Mobilität« allen Interessierten und Akteuren Hilfestellung durch Inspiration, Wissenstransfer und Netzwerkarbeit ermöglichen.

Marktgemeinde Holzkirchen

Die Marktgemeinde Holzkirchen liegt rund 30 Kilometer südlich von München und ist ein Verkehrsknotenpunkt mit starkem Durchreiseverkehr. Es besteht eine starke Belastung – auch durch den Ausflugsverkehr in das bayerische Oberland und an die umgebenden Seen.

Etwa ein Drittel des Verkehrsaufkommens in Holzkirchen besteht aus Binnenverkehr. Wie in allen ländlichen Gebieten gibt es eine Problematik bei der Reduzierung des MIV auf dem Land: Obwohl der Ortskern von Holzkirchen relativ gut an den öffentlichen Verkehr angebunden ist (S-Bahn-Station Richtung Innenstadt München, Bayerische Regionalbahn Richtung München und Rosenheim), haben viele Haushalte mindestens zwei Autos – vor allem, weil es in die Umlandsiedlungen ein schlechtes Netz des öffentlichen Verkehrs gibt.

Hierzu sollen im Rahmen des Projektes Methoden entwickelt werden, welche auch in ruralen Gebieten eine Entlastung vom Auto bewirken sollen. Genau hier kommt der sogenannte »HOKI« ins Spiel: Der Ruf-Bus bringt Menschen im gesamten Gemeindegebiet flexibel von A nach B. Der HOKI fährt dabei nicht wie ein traditioneller Linienbus nach einem festen Fahrplan, sondern kann per App oder telefonisch nach individuellem Bedarf bestellt werden. Dieses innovative Konzept wird unter anderem als Bedarfsverkehr bezeichnet.

Bisherige Erfolge

In München ist die Baugenehmigung für die Neuerrichtung eines Wohnhauses in der Ligsalzstraße erteilt worden. Das Besondere: Der Bau der elf Wohnungen und einer Ladeneinheit wurde mit einem nachhaltigen Mobilitätskonzept verknüpft, das das Leben ohne Auto erleichtert. Den Bewohner*innen werden u.a. E-Bikes und Lastenräder sowie Carsharing-Stellplätze zur Verfügung gestellt. Alle nachhaltigen Mobilitätsangebote sind für die Bewohner*innen kostenlos. Ausschlaggebend hierfür war ein Beratungsworkshop mit dem Portfolio-Management der Erzdiözese München-Freising, dem Mobilitätsreferat der Stadt sowie den Planungs- und Architekturbüros. Das Netzwerkmitglied GWG Städtische Wohnungsbaugesellschaft hat eine Mobilitätsstation in der Bad-Schachener-Straße in Betrieb genommen, dort stehen u.a. ein E-Lastenfahrrad und Einkaufstrolleys zum Verleih. Die Wohnbaugenossenschaft München-Pasing hat zudem fünf E-Ladesäulen errichtet, und von den Erfahrungen im Rahmen eines weiteren Beratungsworkshops berichtet.

Fachlich unterstützt wurde die Kommune Holzkirchen bei der Ausarbeitung und Umsetzung eines Mobilitätskonzepts für das Neubaugebiet »in der Maitz«. Insgesamt konnte eine enge Kooperation der beiden Projektkommunen München und Holzkirchen angestoßen werden. Vor allem bei den Themen rechtssichere Verträge, Autoverzicht in Wohnquartieren und überregionale Leihradsysteme gibt es mittlerweile eine gute Zusammenarbeit. In einem gemeinsamen Netzwerktreffen mit der Projektregion Preetz (Schleswig-Holstein) wurde Know-how zu den Themen autoreduziertes Wohnen auf dem Land, zu Leihradsystemen und Stellplatzsatzungen ausgetauscht. Seit April gilt in Holzkirchen eine neue Stellplatzsatzung, die eine Verringerung der Kfz-Stellplatzzahl zulässt, sofern ein Mobilitätskonzept vorliegt.

Veranstaltungen

Derzeit sind keine Veranstaltungen geplant.